Minnesang bezeichnet eine höfische Dichtung im Zeitraum zwischen dem 12. und 14 Jahrhundert. Schon vor dem 12. Jahrhundert gab es eine Art Minnesang in Deutschland, den sogenannten donauländischen Minnesang, von dem leider nur sehr wenig erhalten ist. Der uns bekannte Minnesang entstand um 1100 im Süden Frankreichs, ein Ort, der damals noch aus einer selbständigen Herrschaft bestand. Die dortigen Minnesänger wurden Trobadors genannt und waren die ersten, die die neue Kunstform nach Deutschland brachten.
Minnelyrik stellt verschiedene Formen der
mittelhochdeutschen Liebesdichtung dar. Minnedichter waren dabei immer
Komponisten, Dichter und Vortragende zugleich. Der Begriff Minne ist ein
anderes Wort für die Verehrung einer hochgestellten verheirateten Hofdame,
meisten wird er aber einfach als "Liebe" übersetzt. Die Minne wird
keinesfalls nur in dem Minnesang thematisiert, auch in höfischen Romanen findet
sie Platz. Die Minnesänger trugen ihre Liebeslyrik an den Höfen vor. Meistens
reisten sie von Stadt zu Stadt und von Hof zu Hof, oder aber sie blieben an einem
spezifischen Hof und wurden dort von der Hofdame angestellt und bezahlt. In den
Liebestexten geht es immer um die Verehrung der Dame. Die
Minnesänger lebten eine unerfüllte Liebe -was auch in ihrem eigentlichen Sinne
war- und drückten diese durch ihre Gedichte aus. Sie verehrten die Dame, und
obwohl es anfangs nur eine Vergötterung war, entstand im Laufe der Zeit
meistens eine nahe und körperliche Beziehung zwischen dem Sänger und der
Hofdame, die jedoch geheim gehalten wurde. Solange sie aber unerfüllt blieb,
oder unerfüllt schien, wurde sie als richtig und wertvoll
angesehen.
Phase
|
Zeit
|
Charakteristika
|
Vertreter
|
1
|
12. Jh.
|
Donauländischer Minnesang
- natürliche Auffassung von Liebe
- ungekünstelt
- standesgebundene Formen und Symbole
- Ursprünge sind unbekannt
|
Dietmar von Aist
|
2
|
1170-1190
|
Hoher Minnesang
- Ober- und Mittelrheingebiet
- Dienstverhältnis zwischen Sänger und Hofdame
|
Heinrich von Veldeke / Friedrich von Hausen
|
3
|
1190
|
Höhepunkt
- Macht und Gnadenlosigkeit der Minne wird
immer mehr hervorgehoben
- Auftreten der niederen Minne
|
Walther von der Vogelweide / Heinrich von
Morungen/ Reimar der Alte
|
4
|
13. Jh.
|
Ausklang
- hohe Minne wurde parodiert
- Themen variieren
- Nachfolge: Meistersang
|
Neidhart von Reuental / Heinrich von Meissen
|
Arten des Minnesangs:
Wie du weisst, umwarb der Sänger eine Dame, der es nicht gestattet war, seine Liebe zu erwidern.
Da der Dichter für jede Dame neue Texte schrieb, bestand seine Aufgabe darin, diese Thematik immer wieder neu zu gestalten, zu ergänzen und zu entfalten. So werden heute vier Arten des Minnesangs unterschieden.
Minnekanzone:
Bei dieser Art des Minnesangs geht es um die Bitte das Sängers, erhört zu werden. Sie ist oftmals mit einer entsprechenden Klage über seine Misserfolge verbunden.
Frauenlied:
Die umworbene Dame reflektiert über ihren Konflikt ihre meist aussichtslose Position zwischen Liebe und gesellschaftlicher Norm. Sie bedauert in ihren Texten, dass sie ihn zurückweisen muss.
Wechsellied:
Mann und Dame schwärmen abwechselnd voneinander. Sie kommunizieren dabei aber keinesfalls miteinander.
Tagelied:
Im Tagelied wird erzählt, wie sich der Sänger und die Dame nach ihrer geheimen Liebesnacht trennen mussten, um nicht entdeckt zu werden.
Hohe und Niedere Minne:
Bei der hohen Minne handelte es sich eher um ein Gesellschaftsspiel, da die Liebe nicht echt war.
Meist ging es darum, dass der Sänger seine eigene höfische Gesinnung zeigte und die ideale höfische Gesellschaft aufzeigte, also dass sich alle ihrer gesellschaftlichen Position bewusst waren. In der hohen Minne war es typisch die Frau, bezogen auf ihre Schönheit und ihre Macht, zu besingen. Natürlich wurde auch die Klage des lyrischen Ichs über die Unerfüllbarkeit seiner Liebe angesprochen.
Anders gestaltete es sich in der niederen Minne. Sie tritt erst am Ende des 12. Jahrhunderts auf. Hier geht es um die echte Liebe zu nicht adeligen Frauen. Eine Liebe, die auch erfüllt werden kann und darf. Der Adel und der Klerus, der "ihre Liebe" als zivilisiert, diszipliniert und damit höherstehend ansahen, sprachen den niedern Ständen diese Eigenschaft ab. Diese Minne beschreibt sowohl die körperliche Eigenschaft der besungen Person, als auch die Durchführung von Liebeshandlungen mit dieser. Somit wirkt die niedere Minne deutlich authentischer als die hohe Minne.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen